Die Technik des neuen Hypercar/GTP-Prototyps Porsche 963 im Detail

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Jul 04, 2023

Die Technik des neuen Hypercar/GTP-Prototyps Porsche 963 im Detail

Der Porsche 963 setzt auf die kraftvolle DNA von RS Spyder und 918 Spyder. Am 16

Der Porsche 963 setzt auf die kraftvolle DNA von RS Spyder und 918 Spyder.

Am 16. Dezember 2020 gab Porsche bekannt, ab Januar 2023 einen LMDh-Prototyp für den Renneinsatz zu entwickeln. Als ausschlaggebend erwies sich die Aussicht, ein Fahrzeug sowohl in der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) als auch in der nordamerikanischen IMSA WeatherTech SportsCar Championship einzusetzen für die Vorstandsentscheidung der Porsche AG. Weniger als fünf Monate später gab Porsche seine enge Partnerschaft mit dem Team Penske bekannt. Das neue Porsche Penske Motorsport-Team für den internationalen Rennsport war geboren. Die Mannschaft operiert von zwei Standorten aus: Der IMSA-Hauptsitz befindet sich in der Heimat des amerikanischen Teams in Mooresville, North Carolina, während die WEC-Operationen von Mannheim, Deutschland aus gesteuert werden. Nach dem Start der aktiven Testphase für die neuen Prototypen im Januar 2022 feiert das Werksteam in Daytona sein Renndebüt.

Sein offizielles Renndebüt gibt der neue Porsche 963 bei den 24 Stunden von Daytona im US-Bundesstaat Florida (28./29. Januar). Zuvor hatte das Hybridfahrzeug bei Tests und dem sogenannten Roar in Daytona mehr als 33.000 Kilometer zurückgelegt. Im abschließenden Qualifying qualifizierten sich die beiden Werkswagen für die Plätze zwei (Nr. 7) und neun (Nr. 6). Allein die Typenbezeichnung macht den Weg deutlich, den der Stuttgarter Sportwagenhersteller mit dem Porsche 963 einschlägt: Das neue Auto für die Spitzenklassen Hypercar (FIA WEC) und GTP (IMSA) leistet im Rennmodus rund 500 kW (680 PS). und soll das erfolgreiche Erbe des Porsche 962 fortführen.

Dem legendären Modell aus der Gruppe-C-Ära gelang 1986 und 1987 etwas noch nie Dagewesenes: In beiden Saisons errangen die Fahrzeuge den Gesamtsieg in Le Mans, Sebring und Daytona. Porsche hält bei allen drei Rennen einen Rekord mit 18 Siegen bei den amerikanischen Langstreckenklassikern und 19 Gesamtsiegen in Le Mans. Die Hoffnungen auf Sieg Nummer 20 sind anlässlich des 100. Jubiläums des französischen 24-Stunden-Rennens im Juni 2023 groß. Der neue Porsche 963 ist bereit, die großen Klassiker dieser Saison in Angriff zu nehmen.

Das Reglement schreibt vor, dass alle Neufahrzeuge der LMDh-Kategorie auf einem LMP2-Chassis basieren müssen. Für ein solches Projekt stehen vier potenzielle Partner zur Verfügung: Multimatic, Oreca, Dallara und Ligier. Nach einer eingehenden Evaluierung entschied sich Porsche frühzeitig für eine Zusammenarbeit mit Multimatic. Als größter der vier LMP2-Hersteller steuert das Automobiltechnologieunternehmen mit Sitz in Toronto (Kanada) auch Komponenten für den Porsche 911 RSR, den Porsche 911 GT3 R und den Porsche 911 GT3 Cup bei. Neben der bestehenden Geschäftsbeziehung sprachen auch die enormen Produktionskapazitäten für Multimatic – ein entscheidender Faktor, da der Porsche 963 im ersten Wettbewerbsjahr auch von Kunden auf beiden Seiten des Atlantiks eingesetzt wird.

Der neue Rennprototyp ist leicht als echter Porsche zu erkennen. Sein Design verbindet moderne Elemente mit historischen Wurzeln. Die Frontpartie erinnert an die weichen Formen der legendären 956 und 962, während das umlaufende Leuchtband eine Hommage an das charakteristische Markenzeichen der aktuellen Neunelfer-Generation 992 ist. „Das Reglement gibt uns ein Leistungsfenster vor“, erklärt Christian Eifrig, technischer Projektleiter des Porsche 963. „Bezüglich Abtrieb und Rundenzeiten muss das Fahrzeug innerhalb eines definierten Leistungsbereichs bleiben, wie es das Reglement vorschreibt. Dies ist der einzige.“ „Eine Möglichkeit für die Sportverbände, die Autos verschiedener Hersteller mithilfe der Balance of Performance anzugleichen“, fährt Eifrig fort. Für gleiche Wettbewerbsbedingungen und spannende Rennen sorgt die sogenannte BoP, eine Einstufung verschiedener Fahrzeuge in den neuen Topklassen.

Faktoren wie Mindestgewicht, maximale Drehzahl oder Energie pro Stint sorgen dafür, dass die Fahrzeuge leistungsmäßig gleichwertig sind. „Es ist eine ziemliche Herausforderung, dieses Leistungsfenster zu erreichen. Gleichzeitig geht es darum, den typischen Porsche-Look zu erreichen. Wir hatten die schwierige Aufgabe, den perfekten Kompromiss zwischen effizienter Aerodynamik und einer sofort erkennbaren Designsprache zu finden.“ Damit die so genannte Markenidentität von den Leitungsgremien ACO und FIA akzeptiert wird, muss sie noch viele weitere Kriterien erfüllen. Der Porsche 963 erhielt sofort die Zulassung.

Während das Reglement vorschreibt, dass es sich bei den Hybridkomponenten und dem Getriebe um kostengünstige Standardkomponenten handeln muss, lässt es großen Spielraum bei der Wahl des Verbrennungsmotors. Grundsätzlich gilt: Die Leistungsabgabe ist auf 520 kW (707 PS) begrenzt, das Mindestgewicht beträgt 180 Kilogramm inklusive Peripherie. Ende 2020 entschied sich Stefan Moser, als Chefingenieur verantwortlich für den Antriebsstrang des Porsche 963, mit seinem 18-köpfigen Team für den 4,6-Liter-Motor des Porsche 918 Spyder.

Der Supersportwagen mit Hybridantrieb debütierte Anfang September 2013. Kurz vor seiner Premiere schaffte er als erster Seriensportwagen eine Runde in weniger als sieben Minuten auf der Nürburgring-Nordschleife. Sein leistungsstarker V8 bietet hervorragende Haltbarkeit, enorme Steifigkeit und Trockensumpfschmierung. „Der Motor verfügt über eine flache Kurbelwelle und einen sehr kurzen Hub“, erklärt Moser. „Dadurch konnten wir ihn sehr tief montieren, was uns einen niedrigen Schwerpunkt und optimale Anlenkpunkte für Aufhängung und Getriebe beschert. Obwohl der Motor beim 918 kein tragendes Element war, war seine Grundsteifigkeit relativ hoch – und das auch.“ passt sehr gut zu uns.“

Angetrieben wird der Porsche 918 Spyder von einem hocheffizienten Saugmotor ohne Turboaufladung. Im LMDh-Prototyp arbeitet das Triebwerk mit zwei Turboladern des niederländischen Herstellers Van der Lee zusammen, was den Umgebungsdruck lediglich um 0,3 bar erhöht. Die Ladeeinheiten werden auf der „heißen Seite“ in der 90-Grad-Öffnung der V-Geometrie montiert. „Das Gute daran ist, dass der Motor seine Grundcharakteristik als Saugmotor behält und eine schnelle Gasannahme hat. Der relativ niedrige Ladedruck baut sich schnell auf und es gibt daher kein sogenanntes Turboloch“, verrät der Entwickler von Porsche Motorsport Zentrum in Flacht. Die Umrüstung des Serienmotors auf Turbotechnik war einfach: Rund 80 Prozent aller Bauteile stammen vom 918. Einige Bauteile bedurften zusätzlicher Verstärkungen, um den 963-Motor zu einem tragenden Element zu machen. Ein weiterer Vorteil eines 4,6-Liter-Motors: Im 918 Spyder hatte Porsche den V8 bereits für den Betrieb mit einem Hybridsystem ausgelegt.

Die standardisierten Komponenten des elektrischen Boost-Systems werden von den Herstellern Bosch (Motor-Generator-Einheit, Elektronik und Software) und Williams Advanced Engineering (Hochvoltbatterie) geliefert. Die sogenannte Motor-Generator-Einheit (MGU), die für die Leistungsabgabe und Rekuperation beim Bremsen an der Hinterachse verantwortlich ist, arbeitet im direkten Zusammenspiel mit dem serienmäßigen Getriebe der Marke Xtrac. Die MGU sitzt in der Gehäuseglocke zwischen Verbrennungsmotor und Getriebe.

Das gesamte Bordnetz des Hybrids erzeugt bis zu 800 Volt. Die einheitliche Batterie verfügt über eine Energiekapazität von 1,35 kWh, die jederzeit beim Beschleunigen mobilisiert werden kann. Eine Leistung von 30 bis 50 kW (40 bis 68 PS) steht in kurzen Stößen zur Verfügung, verändert aber nichts an der Gesamtleistung des Antriebsstrangs. Wenn der Schub der MGU einsetzt, verringert sich automatisch die Leistung des Verbrennungsmotors, der (je nach BoP) über 8.000 U/min erreichen kann. Das Reglement schreibt die Leistungsabgabe genau vor.

Die Abstammung des 4,6-Liter-Biturbo-V8 mit der Porsche-internen Bezeichnung 9RD geht auf den RS Spyder zurück. In den Händen des ehemaligen Porsche-Kundenteams Penske gewann das Rennfahrzeug zwischen 2006 und 2008 alle Titel in der LMP2-Klasse der American Le Mans Series. Der Motor im markanten gelb-roten Prototyp hatte damals einen Hubraum von 3,4 Liter. Design und Konzept werden jedoch nach wie vor den höchsten Ansprüchen des modernen Motorsports gerecht. „Der V8-Motor kann auch mit CO₂-optimiertem Kraftstoff, dem sogenannten biobasierten Kraftstoff, betrieben werden“, freut sich Stefan Moser. Hier nimmt Porsche mit der Einführung umweltfreundlicher Kraftstoffe im Porsche Mobil 1 Supercup seit der Saison 2021 eine Vorreiterrolle ein. Die dort gewonnenen Erkenntnisse mit dem 911 GT3 Cup tragen zum optimalen Lauf des neuen Porsche 963 bei.

Länge/Breite/Höhe: 5.100/2.000/1.060 mmRadstand: 3.148 mmMindestgewicht: 1.030 kgHöchstgeschwindigkeit: >330 km/h

Bauart: V8-Motor, Hubraum: 4.593 cm³, Aufladung: 2 Turbolader, Zylinderbankwinkel: 90 Grad, Bohrung: 96 mm, Hub: 81 mm, Leistung: > 515 kW (700 PS), U/min: > 8.000

Chassis: LMP2-Basis von Multimatic mit dem ikonischen Porsche-Markenauftritt. V8-Turbomotor: Modernes Aggregat auf Basis des Porsche RS Spyder