Fünfzig Jahre Porsche 911 Carrera RS 2.7

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Jul 01, 2023

Fünfzig Jahre Porsche 911 Carrera RS 2.7

Vor 50 Jahren entwickelt Porsche eine neue 911-Variante für den Renn- und Rallyesport. 'Ente

Vor 50 Jahren entwickelt Porsche eine neue 911-Variante für den Renn- und Rallyesport.

„Entenschwanz“, „RS“ oder „2.7“. Heute ist der Porsche 911 Carrera RS 2.7 unter vielen Spitznamen bekannt. Doch seine Bedeutung bleibt einzigartig: Er war das schnellste deutsche Serienauto seiner Zeit und ist das erste Serienmodell mit Front- und Heckspoiler – letzterer brachte ihm den Beinamen „Entenschwanz“ ein. Damit löste Porsche 1972 den Trend zu Heckspoilern bei Serienfahrzeugen aus.

Vor rund 50 Jahren begann Porsche mit der Entwicklung des 911 Carrera RS 2.7. „Der 911 Carrera RS 2.7 war als Homologations-Sonderangebot gedacht. Es sollte ein sehr leichter, schneller Sportwagen werden“, erinnert sich Peter Falk, damals Testleiter für Serienfahrzeuge bei Porsche. Auch wenn die Modellvariante auf dem 911 basierte, wurde daraus letztlich ein neues Basisfahrzeug für den Renn- und Rallyesport, das viele technische Neuerungen aufwies. Das leistungsstärkste Modell der ersten Generation des 911 erhielt als erster 911 den Namen „Carrera“ – die Krönung der Porsche-Palette. An Gewicht, Aerodynamik, Motor und Fahrwerk wurde intensiv gearbeitet. Etwa 15 Ingenieure entwickelten das Auto ab Mai 1972, hinzu kamen Mitarbeiter aus der Produktion.

Porsche plante zunächst den Bau von 500 Exemplaren, um den 911 Carrera RS 2.7 für Gruppe-4-Spezial-GT-Fahrzeuge zu homologieren. Es wurde ein straßenzugelassenes Fahrzeug für Kunden, die auch an Rennveranstaltungen teilnehmen wollten. Am 5. Oktober 1972 wurde das neue Modell auf dem Pariser Autosalon vorgestellt, der an der Porte de Versailles stattfand. Bis Ende November waren alle 500 Fahrzeuge verkauft. Porsche war vom Erfolg des Wagens überrascht und konnte die Verkaufszahlen bis Juli 1973 verdreifachen. Insgesamt wurden 1.580 Exemplare gebaut, und nach Fertigstellung des 1.000sten Fahrzeugs wurde der Porsche 911 Carrera RS 2.7 für die Gruppe 3 homologiert sowie Gruppe 4. Das optionale M471-Ausstattungspaket führte dazu, dass Porsche 200 leichte „Sport“-Versionen des Autos baute. Weitere 55 Exemplare der Rennversion, 17 Basisfahrzeuge und 1.308 Touring-Versionen (M472) wurden gebaut.

Der Innenraum des 911 Carrera RS 2.7 „Light“ (M471) wurde entsprechend den Kundenwünschen und dem Produktionsdatum auf das Wesentliche reduziert. Unter anderem wurden Rücksitze, Teppiche, Uhr, Kleiderhaken und Armlehnen weggelassen. Auf Kundenwunsch ersetzten zwei leichte Sitzschalen die schwereren Sportsitze. Sogar das Porsche-Wappen auf der Motorhaube wurde zunächst aufgeklebt. Im Vergleich zum Ausstattungspaket „Touring“ (M472) wog der „Sport“ 115 Kilogramm weniger, bei einem Leergewicht von 960 kg. Der Preis betrug 34.000 Deutsche Mark. Das Sportpaket (M471) kostete 700 Deutsche Mark, das Touring-Paket (M472) 2.500 Deutsche Mark. Das gewählte Ausstattungspaket definierte daher die jeweilige Version des 911 Carrera RS 2.7.

Der 2,7-Liter-Sechszylinder-Boxermotor mit Kraftstoffeinspritzung leistete kraftvolle 210 PS bei 6.300 U/min und entwickelte 255 Nm bei 5.100 U/min. Damit beschleunigte die Sport-Version in 5,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Damit war der 911 Carrera RS 2.7 das erste Serienauto, das die von der Fachzeitschrift „auto, motor und sport“ festgelegte Sechs-Sekunden-Marke durchbrach. Die Höchstgeschwindigkeit überschritt die 245 km/h-Marke. (Touring 6,3 Sekunden, 240 km/h). Der RS ​​2.7 wurde zur idealen Synthese zwischen Gewicht, Leistung, Aerodynamik und Handling.

Beim Körper drehte sich alles um Gewichtsreduktion. Dünne Bleche, dünne Scheiben, Kunststoffteile und der Verzicht auf Isolierungen trugen dazu bei, das Gesamtgewicht der Rennwagen auf weniger als 900 kg zu senken, die für die Homologation des neuen Modells erforderlich waren.

Gleichzeitig wurde die Aerodynamik verbessert. Ziel war es, den Auftrieb an Vorder- und Hinterachse bei hohen Geschwindigkeiten zu minimieren, um ein neutraleres Fahrverhalten zu erreichen. Erstmals entwickelten die Ingenieure Hermann Burst und Tilman Brodbeck gemeinsam mit dem Stylisten Rolf Wiener einen Heckspoiler und testeten ihn im Windkanal und auf Teststrecken. Ziel war es, den formal geschlossenen Karosseriestil des 911 beizubehalten, die Nachteile des abfallenden Hecks durch geeignete und stilistisch passende Maßnahmen auszugleichen und die Aerodynamik des 911 zu verbessern.

Die Höherlegung des neuen Entenhecks rückte den 911 Carrera RS 2.7 bei hoher Geschwindigkeit näher an die Straße und versorgte den Heckmotor mit zusätzlicher Kühlluft. Der Effekt wurde ohne Erhöhung des Luftwiderstands erzielt; Tatsächlich stieg die Höchstgeschwindigkeit um 4,5 km/h. „Bei Tests haben wir festgestellt, dass wir mit einem höheren Spoiler die Höchstgeschwindigkeit aufgrund des geringeren Luftwiderstands erhöhen können. Also haben wir den Heckspoiler mit Blech an der Abrisskante immer wieder um Millimeter nach oben gehoben, bis wir den Umkehrpunkt gefunden haben.“ wodurch der Luftwiderstand noch einmal zunahm“, erklärt Falk. Am 5. August 1972 reichten die drei Porsche-Mitarbeiter die Patentoffenlegungsschrift Nr. 2238704 beim Deutschen Patentamt ein.

Auch am Fahrwerk machten sich die Ingenieure an die Arbeit. Da Porsche zu diesem Zeitpunkt schon Erfahrung mit breiteren Hinterrädern hatte, probierten die Entwicklungsingenieure dies auch am 911 Carrera RS 2.7 aus. „Wir wollten mit breiten Reifen an der Hinterachse die Traktion und das Fahrverhalten verbessern, da auf der Hinterachse das größte Gewicht lastet“, erinnert sich Falk. Erstmals bei Porsche verfügte ein Serienauto über unterschiedliche Reifengrößen an Vorder- und Hinterachse. Vorne waren Fuchs-Schmiederäder im Format 6 J×15 mit 185/70 VR-15-Reifen zu finden, hinten 7 J×15 mit 215/60 VR-15-Reifen. Damit sie passen, verbreiterte Porsche die Karosserie am Heck im Bereich der Radhäuser um 42 mm. „Als das in Entwicklung, Produktion und Vertrieb gut funktionierte, wurden alle nachfolgenden Modelle mit dieser Kombination ausgestattet“, fährt Falk fort.

Mit der Änderung des Reglements für Sportprototypen, die eine Weiterentwicklung aufgrund der neuen Dreiliter-Hubraumbegrenzung verhinderte, beendete Porsche eine sehr erfolgreiche Ära. Nach dem Renndebüt eines 911 Carrera RSR (Rennsport-Rennsport) mit deutlich verbreiterter Karosserie bei der Tour de Corse im November 1972 entschloss sich Porsche Anfang Februar, ein neues Kapitel in der Erfolgsgeschichte des 911 aufzuschlagen In diesem Jahr überquerte ein von Peter Gregg und Hurley Haywood pilotierter RSR die Ziellinie bei den 24 Stunden von Daytona mit einem Vorsprung von 22 Runden. Es war ein fulminanter Start in die neue Saison. Herbert Müller und Gijs van Lennep siegten bei der Targa Florio im Mai 1973. „Der Sieg war für uns wichtig, weil er zeigte, dass der RSR mit dem größeren Heckflügel auf Rundstrecken und Rallye-Etappen sehr schnell war“, erinnert sich Falk. In seiner ersten Saison gewann der 911 Carrera RSR drei internationale und sieben nationale Meisterschaften – und legte damit den Grundstein für den jahrzehntelangen Erfolg des 911. Beim International Race of Champions (IROC) im Oktober 1973 setzte der US-Amerikaner Roger Penske zwölf identische 911 Carrera RSR 3.0 ein, in denen Fahrer verschiedener Rennklassen gegeneinander antraten.

Mit dem 911 Carrera RS 2.7 entwickelte Porsche jedoch nicht nur einen Sportwagen für die Rennstrecke, sondern ein Auto, das die Kunden sowohl als Alltagsfahrzeug als auch im Rennsport nutzen konnten. Er brachte den großen Tourenwagen auf die Rennstrecke. Zeitgenössische Werbung beschrieb es so: „Sein Repertoire: Auf der Straße zum Rennen und wieder heim. Montag ins Büro. Dienstag nach Genf. Abends zurück. Mittwoch einkaufen. Stadt. Stau. Schleichender Verkehr, aber kein Ruß an den Zündkerzen.“ , keine Beanstandung von der Kupplung. Donnerstag Landstraße, Autobahn, Serpentinen, Feldwege, Baustelle, Freitag nur Kurzstrecke und wiederholte Kaltstarts. Samstag mit Urlaubsgepäck nach Finnland. Carrera RS – voller unerschöpflicher Reserven bei Sprints und Marathons. "

Erstmals zierte der „Carrera“-Schriftzug die Seitenansicht zwischen den Radhäusern des 911 Carrera RS 2.7. Das spanische Wort bedeutet auf Englisch „Race“ und RS auf dem Heckspoiler steht für „Rennsport“. Für Porsche stand die „Carrera Panamericana“ Pate für den neuen Namen. 1953 errang Porsche mit dem 550 Spyder seinen erstklassigen Sieg im Langstreckenrennen. 1954 belegte es dann den dritten Gesamtrang – eine Sensation, die den neuen Namenszusatz auslöste.

In den folgenden Jahren verwendete Porsche den Namen Carrera für die leistungsstärksten Fahrzeuge mit dem Viernockenwellen-/Fuhrmann-Motor von 1954, etwa den 356 A 1500 GS Carrera oder den 356 B 2000 GS Carrera GT. Der Carrera-Schriftzug zierte das Heck des Porsche 904 Carrera GTS von 1963 und beim 906 Carrera 6 von 1965 war er auf dem Kotflügel hinter dem vorderen Radlauf zu finden. Carrera galt nach damaligen Aussagen auch als „Qualitätsprädikat für eine technische Delikatesse, die sich auf Renn- und Rallyestrecken bewährt hat“. Kurz gesagt, es war der ideale Name für das zukünftige Spitzenmodell des 911. „Wir wollten den bereits berühmten Namen ‚Carrera‘ einem Serienmodell zuordnen und überlegten, wie wir das am besten repräsentieren könnten.“ erinnert sich Harm Lagaaij, der damals Designer bei Porsche war. Sie entschieden sich für den Bereich zwischen den Radkästen.

Neben dem Carrera-Schriftzug hatte Porsche weitere auffällige Designmerkmale zu bieten: 29 Lacktöne, teilweise in auffälligen Farben, waren erhältlich, 27 wurden produziert, darunter Farben wie leuchtendes Gelb, Rot und Blutorange. Auch individuelle Farbwünsche der Kunden erfüllte Porsche. Die Farbe der Felgen passte zur Karosserie oder zum Carrera-Schriftzug an den Seiten beispielsweise von weißen Fahrzeugen mit rotem, blauem oder grünem Schriftzug. Der Schriftzug behält bis heute seine herausragende Bedeutung, ebenso wie die seit langem bekannte RS-Abkürzung. Es findet sich immer wieder bei den sportlichsten 911-Modellen – wie schon vor fast 50 Jahren.

Ab dem 20. September 2022 zeigt das Porsche Museum eine Sonderausstellung zum Thema 50 Jahre 911 Carrera RS 2.7.

Überraschender Erfolg Der Name Carrera